Es wurden im Laufe
der Zeit weitere bauliche Veränderungen vorgenommen:
- die Eingänge, jeweils in der Mitte der Kopfbauten auf der östlichen
Längsseite wurden zu Fenstern umgebaut.
- kleinere Umbauten wurden im Innern des Gebäudes vorgenommen, neue
Wände, Durchbrüche...
- aus den königlichen Räumen wurde u. a. der Fahrkartenschalter.
- im Obergeschoß des Nordkopfes wurden aus einzelnen Kammern,
Wohnungen.
- die Schornsteine wurden verändert
- die alte Tunnelanlage wurde durch einen Zugang vom südlichen Ende
her ersetzt Die
häufigen Umbauten und Renovierungen lassen vermuten, dass das
Bahnhofsgebäude bis in die 70er Jahre ein Zentrum des öffentlichen
Geschehens war.
1975 schließt die Gaststätte.
1977 verlegt die Deutsche Bundesbahn ihre Büroräume, technische
Dienststelle und Bahnmeisterei nach Elze.
Somit wird das Gebäude nicht mehr benötigt und 1986 für Fahrgäste
geschlossen. Die Bahn will das Gebäude verkaufen.
Bis 1990 werden die Räume noch ab und an genutzt. Zuletzt im Zuge der
Planungen für die ICE-Neubaustrecke Hannover- Würzburg.
Von da an, steht der
Entschluss der DB, das Gebäude abzureißen. Der erste Abrissantrag wird
in den 90er Jahren gestellt. Das Gebäude verfällt zusehens.
Die Fenster und Türen wurden mit Spanplatten verschlossen, um
Vandalismus vorzubeugen. Damit ist das Gebäude "geschlossen" und
Feuchtigkeiten können nicht entweichen.
2000 müssen die Schornsteine aufgrund Einsturzgefahr und damit
Gefährdung der Fahrgäste, abgetragen werden.
Im Juli 2001 legen Jugendliche einen Brand. Die Löscharbeiten bedeuten
einen großen Wassereintrag ins Gebäude, außerdem sind Teile der
Dachkonstruktion zerstört.
2002 und 2003 wurde das Gebäude in statischer Hinsicht untersucht.
Dabei wurde starker Hausschwammbefall festgestellt, fast das gesamte
Gebäude ist betroffen. Die vorher verschlossenen Fenster wurden mit
Gittern versehen, alle einsturzgefährdeten Decken abgestützt, das Dach
ausgebessert.
2004 wurden die Abrisskosten kalkuliert. Sie beziffern sich auf über
600.000 Euro, errechnet von einem hannoverschen Architekturbüro.
Im Juli 2005 begannen die Bauarbeiten zur neuen Park- and Ride-Anlage
vor dem Bahnhofsgebäude, wobei eine neue Unterführung entstand, an der
gleichen Stelle des ersten Tunnels.
2006 wird die P+P Anlage fertig gestellt und eröffnet. Über 8
Millionen Euro wurden aufgewendet.
Leider konnte man das Empfangsgebäude nicht in die Planung mit
einbeziehen.
Ende 2006 regt Herr
Pagels vom niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege an, die
Abrisskosten, vom ihm genannte "Sowiesokosten", in den Erhalt und damit
die Sanierung des Gebäudes zu investieren. Das Denkmalamt wäre unter
diesen Umständen ebenfalls bereit, eine sechstellige Summe zur
Verfügung zu stellen.
2007 konstituiert sich der Kultur- und Heimatverein Nordstemmen und
kämpft seitdem für die Erhaltung und Sanierung des historischen
Empfangsgebäudes.
Im Mai 2007 erklärt die
DBAG in einem Gespräch mit mehreren Beteiligten, dass die Abrisskosten,
angeblich nur mit ca. 230.000 Euro zu Buche schlagen würden. Des
weiteren erläutert sie, dass diese Abrisskosten auf keinen Fall in eine
Erhaltung investiert werden könnten. Die DBAG macht deutlich, dass man
auch über eine zweite Lösung nachdenken sollte, den Rückbau, wie sie
engelszungenfreundlich formuliert.
Gemeint ist damit, der Abriss!!!
Die DBAG möchte die Dinge nicht ewig
weiterdiskutieren und ein Ergebnis erzielen. Hierfür schlägt sie vor,
im Oktober 2007 erneut zusammenzukommen und Konkretes zu beschließen.
Alle Beteiligten sind sich einig, dass für die Rettung des Gebäudes
ein nachhaltiges Nutzungskonzept von großem Vorteil wäre.
Der Kultur- und Heimatverein hat ein nachhaltiges
Nutzungskonzept erarbeitet und stellt es am 4.10.2007 erstmals der
Öffentlichkeit vor.Auf den vereinbarten Termin zum 2. runden Tisch
wartet man vergeblich.
Am 9.6.2008 findet auf Initiative
des MdB Bernhard Brinkmann der 2. runde Tisch mit 8-monatiger
Verspätung statt.
Konkrete Ergebnisse werden nicht erzielt. Jedoch werden einige
bemerkenswerte Behauptungen von der DBAG angeführt:
1. Es
wird erklärt, dass der 2. runde Tisch nicht hat stattfinden können,
weil kein Nutzungskonzept vorgelegen hätte.
Dies war jedoch niemals vereinbart worden. Ferner hätte die DBAG ja
nachfragen können, da das Nutzungskonzept bereits seit 4.10.07
vorlag(siehe oben).
2. Die Abrisskosten werden nach wie vor auf ca. 230.000,-- beziffert,
obwohl eine Kostenschätzung nach DIN 276 vorliegt, worin die Summe mit
knapp 600.000,-- Euro, netto, berechnet wurde.
Diese Berechnung wurde vom hannoverschen Architekturbüro Kleine
erstellt. Auftraggeber war die DBAG selbst. Ziel dieser Aktion war die
Unwirtschaftlichkeit darzustellen, um eine Abrissgenehmigung zu
bekommen.
3. Die DBAG behauptet, dass sich die Fahrgastzahl auf ca. 700
Fahrgäste täglich beschränkt, obwohl die Landesnahverkehrsgesellschaft
die Anzahl mit 1070 beziffert(letzte Fahrgasterhebung 2006).
Bei den in den letzten Jahren enorm gestiegenen Benzinpreisen darf man
bestimmt annehmen, dass sich die Fahrgastzahlen eher erhöht haben und
nicht vermindert. Das bestätigt auch Herr Mehdorn bei der Vorlage der
Halbjahreszahlen 2008. Demnach lösten ca. 30 Millionen Menschen mehr
ein Ticket, als im Vorjahreszeitraum.
Vorschlag seitens der Politik ist
es, sich im Juli 2008 zu einem 3. runden Tisch zu verabreden. Doch
auch dieser Termin kommt wieder nicht zustande und wir warten
erneut.................
Der Bundestagsabgeordnete Bernhard
Brinkmann bestätigt den Termin des 3. runden Tisches am 24.11.08.
Am 24.11.08 findet der 3. runde
Tisch statt.
- Das Ingenieurbüro Götz & Ilsemann liefert aktuelle, verlässliche
Zahlen zur Renovierung. Demnach wäre mit einem
Kostenvolumen von ca. 2.000.000,-- Euro zu rechnen. Dafür wäre das
Gebäude wieder in einem stabilen Zustand, mit neuem Dach, Fenstern und
Türen, alle hausschwammbefallenen Holzteile entfernt, das Mauerwerk
restauriert.
- Das Landesamt für Denkmalpflege appelliert, das Gebäude zu erhalten
und stellt weitere Mittel in Aussicht. Zuschüsse von Stiftungen wären
zu erwarten, sofern eine Trägergesellschaft gegründet würde, die
Eigentümerin des Bahnhofes würde.
Von einigen Politikern, Wirtschaftsverband und Bürgermeister werden
Bedenken geäußert, die Investitionssumme, sowie jährliche
Unterhaltsleistungen zu erwirtschaften.
Der Gemeinderat von Nordstemmen will eine Resolution zum Erhalt des
Bahnhofes verfassen.
Seitens der DBAG kann man keine aktive Unterstützung in Richtung
Erhalt erkennen.
Man verständigt sich darauf, Ende
Januar 2009, erneut zusammen zu kommen.
Am 4.12.08
wird der Ratsbeschluss zum Erhalt des Bahnhofes einstimmig
verabschiedet.
Am 2.2.09 findet der 4. runde
Tisch statt:
- Die Resolution des Gemeinderates an die DBAG zeigt
anscheinend Wirkung. Herr Kessler von der DB bestätigt, dieses Jahr
noch Gelder für ausstehende Reparaturen bereitstellen zu wollen.
- Dr. Kellmann von der Denkmalbehörde
erläutert in einer Auflistung, wie verschiedene finanzielle Mittel
akquiriert werden könnten. Die Gesamtsumme beläuft sich auf 1,35
Millionen Euro, verteilt auf die nächsten 3 Jahre. Weitere potentielle
Zuwendungsgeber wie VGH-Stiftung, Niedersächsische Sparkassenstiftung
etc. sind dabei noch nicht berücksichtigt.
- Herr
Götz schlägt vor, nachdem verlässliche Kosten für die Sanierung
erstellt wurden, Geld in die Hand zu nehmen, um den Nachweis der
wirtschaftlichen Nutzung zu erbringen. Die Erstellung eines
verbindlichen Konzeptes würde 40 – 50.000,-- Euro kosten.
- Der
Bürgermeister empfiehlt diese Analyse durchzuführen und stellt eine
mögliche Beteiligung durch die Gemeinde in Aussicht. Dies müsste aber
vorab mit den politischen Gremien geklärt werden.
- Man
verständigt sich darauf, die Summe für die Analyse bis 15.5.09
zusammenbringen zu wollen.
Im Oktober 2009 vergibt die
Gemeinde einen Auftrag zur Markterkundung für das Bahnhofsgebäude an
die CIMA Projekt- und Entwicklungs GmbH, Lübeck.
Am 1.3.10 findet der 5. runde
Tisch statt:
- Die
Firma CIMA stellt ihre Markterkundung vor. Leider fördert der Vortrag
keine fundamentalen, neuen Erkenntnisse hervor. Im Gegenteil,
eigentlich sind nur sämtliche Konzepte und Ergebnisse, die bereits
bekannt sind, in einer Art Referat zusammengefaßt. Kostenpunkt dafür,
ca. 15.000,-- Euro brutto.
- Dieses
Referat bringt weder die Befürworter, noch die Kritiker weiter. Es
taucht die Frage wieder auf, welche finanziellen Mittel überhaupt zur
Verfügung stünden, um ggf. eine Sanierung voranzutreiben. Herr
Brinkmann macht den Vorschlag, zusammen mit Hr. von Klaeden, Frau
Pothmer, der DB als Gebäudeeigentümer und der Denkmalpflege in den
nächsten 4 Wochen, ein Gespräch bei Kulturstaatsminister Naumann zu
führen, wo abgeklärt wird, ob die finanziellen Mittel, die Hr. Dr.
Kellmann schon beim 4. runden Tisch vorgelegt hat, Bestand haben. Hr.
Dr. Kellmann ergänzt, daß bei diesem Gespräch auch das Land dabei sein
sollte.
Am 16.8.10 wird seitens der
Gemeinde zum abschließenden 6. „runden Tisch“ eingeladen. Beim letzten
Treffen gab es zwar keine Vereinbarung nur noch ein Gespräch zu
führen, aber dadurch wurde bereits deutlich, welche Richtung nun
eingeschlagen werden sollHr. Götz wurde erst garnicht eingeladen!
- Hr.
Dr. Kellmann weist drauf hin, dass es erst einmal um den 1.
Bauabschnitt(Gebäudesicherung) geht. Er erläutert, dass 400.000,--
Euro BKM-Mittel, 100.000,-- Euro vom Ministerium für Wissenschaft und
Kultur, sowie 100.000,-- Euro Welterbemittel eingesetzt werden
könnten. Hr. Dr. Kellmann erläutert weiterhin, dass für diesen 1.
Bauabschnitt im Moment nur die DBAG, als Eigentümer, in Betracht käme.
(d. h. es wären 600.000,-- Euro verfügbar. Die verlässliche
Kostenschätzung vom Ingenieurbüro Götz & Illsemann für den 1.
Bauabschnitt beläuft sich auf Euro 580.000,--. Daraus folgt, dass
eine Rohbausanierung(1. Bauabschnitt) finanziell gesichert wäre!)
- Hr.
Brinkmann sagt, dass angeblich die BKM-Mittel nicht von der DBAG
abgerufen werden, da das Denkmal im Bundeseisenbahnvermögen steht und
eine Finanzierung aus Denkmalschutzmittel haushaltsgesetzlich
unzulässig sei.
- Das
Denkmalamt, die Gemeinde, der Landkreis scheiden als Träger ebenfalls
aus. Es wird die Frage aufgeworfen, ob nicht der Heimat- und
Kulturverein Träger werde könnte.
- Alle
Beteiligten warnen vor einer Trägerschaft durch den Kultur- und
Heimatverein.
Man verständigt sich darauf, dass
wer die Trägerschaft übernehmen möchte, dies bis zum 30.9.10
Bürgermeister Bothmann mitteilen möchte.
Falls sich bis dahin niemand findet, würde die DBAG den Rückbau
betreiben.
Am 22.9.10 bittet der Heimat- und
Kulturverein, sowie das Denkmalamt, die Gemeinde um Fristverlängerung,
da noch nicht alle Informationen und Ergebnisse zur Verfügung stehen.
Bürgermeister Bothmann antwortet in einem Schreiben:
„………..Die Gemeinde hat also bezüglich des
Bahnofsgebäudes keine Funktion und auch keinerlei Zuständigkeit. Ich
möchte Sie daher bitten, künftige Schreiben direkt an den Eigentümer,
also DB Station & Service………….“
Seit November 2010 gehen mehrere
Schreiben an das Eisenbahnbundesamt, DB Services Immobilien GmbH,
sowie DB Station & Service AG mit der Bitte um eindeutige Klärung der
folgenden Fragen:
-
Kann der
Bahnhof Nordstemmen erworben werden?
(Zuwegung nicht eindeutig geklärt, Grenzen zum Gleiskörper
ausreichend?)
-
Wurde
bereits eine Entbehrlichkeitsprüfung durchgeführt?
(laut Eisenbahnbundesamt zwingend notwendig.)
-
Welche
konkreten Verpflichtungen muss der neue Eigentümer befolgen?
Leider bleiben bis heute alle
Fragen unbeantwortet.
Die DB Service & Station erklärt
in einem Schreiben vom 26.1.11, dass die DBAG den Abbruch des Gebäudes
betreibt
Nach unseren Recherchen liegen aber bis heute, bei
keiner Behörde, Abrißanträge vor.
2012 interessiert sich ein Investor für das Emfangsgebäude. Es stellt
eine erste Konzeption vor.
Im Oktober 2012 beginnt ein
vielversprechendes Projekt in Zusammenarbeit mit der Quass gGmbH, dem
Jobcenter Hildesheim, der Handwerkskammer Hildesheim, der NBank, sowie
der Gemeinde Nordstemmen. 25 Arbeitslose beginnen mit Aufräumarbeiten
und ersten Restaurierungsmaßnahmen.
Im März 2013 kommt es zu einem
ersten Baustopp, da der Gestattungsvertrag auslief und die DBAG nicht
rechtzeitig prolongierte. Der Kultur- und Heimatverein veranstaltet am
8.3.13 ein Bürgerforum mit allen Beteiligten, um auf das Problem
hinzuweisen.
Am 10.6.13 werden die Arbeiten
fortgesetzt.
Am 30.8.13 werden sämtliche
Arbeiten eingestellt, alle Arbeitslose werden vor Abschluss der
Ausbildung nach Hause geschickt. Die DBAG hatte zu diesem Zeitpunkt
die Eigentumsübertragung zugesagt, aber nicht eingehalten. Dadurch
konnten durch den Investor keine Aufträge an Fachfirmen vergeben
werden, die notwendig gewesen wären, um die Qualifikanten weiter zu
beschäftigen, so dass auch die Quass das Projekt gezwungenermaßen
aufgeben musste.
Am 31.8.14. genau ein Jahr nach
Beendigung der Arbeiten am Bahnhofsgebäude, weißt der Kultur- und
Heimatverein mit einer Sandskulpturaktion auf dem alljährlichen
Jahrmarkt erneut auf die Missstände am Bahnhof hin. Eine Petition
wurde im Deutschen Bundestag eingereicht.
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